Was können wir von der IHHT erwarten

 

Die intermittierende Hypoxie-Hyperoxie-Therapie (IHHT) ist eine neue Behandlung, bei der zwischen niedrigen und hohen Sauerstoffgehalten in der Atemluft gewechselt wird, um adaptive Reaktionen im Körper zu induzieren. Dieses Phänomen, das als hyperoxisch-hypoxisches Paradoxon bekannt ist, tritt auf, weil Schwankungen des Sauerstoffgehalts von den Zellen als Hypoxie interpretiert werden können, was zur Aktivierung von Hypoxie-induzierten Mediatoren und zellulären Mechanismen führt (Hadanny & Efrati, 2020).

 

Studien haben gezeigt, dass IHHT die Belastungstoleranz, die maximale Sauerstoffaufnahme, die kognitiven Funktionen und den Blutzuckerspiegel bei älteren Patienten mit Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen verbessern kann (Behrendt et al., 2022). 

 

Die IHH-Therapie hat potenzielle Anwendungen bei verschiedenen Pathologien, einschließlich Herz-Lungen-, Gefäß- und Stoffwechselerkrankungen (Andreea-Bianca Uzun et al. 2023) 

 

Herz Kreislauf

Studien haben gezeigt, dass IHHT bei der Verbesserung der kardiorespiratorischen Fitness und Lebensqualität von Herzpatienten wirksam ist (Glazachev et al., 2018; Dudnik et al., 2018). Bei Patienten mit chronischer koronarer Herzkrankheit verbesserte die IHHT signifikant die körperliche Leistungsfähigkeit, das Lipidprofil und den Blutdruck und erhöhte gleichzeitig die Hypoxietoleranz (Олег Станиславович Глазачев et al., 2014). Es wird angenommen, dass IHHT die adaptiven Reaktionen verbessert, indem es reaktive Sauerstoffspezies und Hypoxie-induzierbare Gene hochreguliert (Andreea-Bianca Uzun et al., 2023). Die Forschung zeigt, dass IHHT bei der Verbesserung der kardiorespiratorischen Fitness genauso wirksam sein kann wie standardmäßige bewegungsbasierte Rehabilitationsprogramme, ohne hämatologische Veränderungen zu verursachen (Dudnik et al., 2018). IHHT wurde auch mit einem optimierten Blutdruck, einer erhöhten hypoxischen Stabilität und einer verbesserten körperlichen Ausdauer in Verbindung gebracht (Glazachev et al., 2010).

 

Long Covid

Bei Patienten nach COVID-19 verbesserte die IHHT die Funktionsfähigkeit, die Lebensqualität und die wahrgenommene Gesundheit im Vergleich zur Standardrehabilitation (Shafieesabet et al., 2023). Vor allem zur Behandlung postviraler Müdigkeit (Biallowons, 2022). Eine kontrollierte Studie mit 145 Patienten mit Post-COVID-19-Erkrankungen zeigte signifikante Verbesserungen der Funktionsfähigkeit, der Lebensqualität und der wahrgenommenen Gesundheit, im Vergleich zu den Kontrollen (Shafieesabet et al., 2023). Insbesondere zeigte die IHHT-Gruppe größere Verbesserungen bei der Sechs-Minuten-Gehstrecke, der Treppensteigzeit, dem Ermüdungsgrad und dem Hämoglobingehalt. Die Studie berichtete auch über einen signifikanten Rückgang der C-reaktiven Proteinspiegel in der IHHT-Gruppe (Shafieesabet et al., 2023). Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass IHHT eine wirksame Therapie zur Wiederherstellung der individuellen Regulationsfähigkeit und zur Verbesserung der Gesamtfunktion bei Patienten mit Langzeitfolgen von COVID-19 sein kann (Biallowons, 2022; Shafieesabet et al., 2023).

 

Müdigkeit, Fatique Syndrom

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass IHHT eine vielversprechende Alternative für Patienten sein könnte, die nicht in der Lage sind, an traditionellen Trainingsprogrammen teilzunehmen. IHHT kann auch dazu beitragen, Müdigkeitssymptome zu reduzieren und als Höhentraining für Aufenthalte in großer Höhe zu dienen (Grafen, 2021). Es gibt auch Hinweise auf die Auswirkungen von IHHT auf das Altern und die Langlebigkeit des Menschen.

 

Diabetes Typ 2 und metabolisches Syndrom und Adipositas

IHHT hat sich bei der Behandlung des metabolischen Syndroms (MS) als vielversprechend erwiesen. Ein metabolisches Syndrom besteht wenn mindestens 3 der folgende Befunde vorliegen: Leberverfettung, Insulinresistenz, Prädiabetes oder Typ 2 Diabetes, Übergewicht, erhöhtes LDL. Studien haben gezeigt, dass es durch IHHT zu einer signifikanten Verringerung des Körpergewichts kommen kann, vor allem durch eine Verringerung der Fettmasse, und eine Verbesserung der Lipidprofile, einschließlich einer Abnahme des Gesamtcholesterins, LDL und der Triglyceride (Glazachev et al., 2010; Bestavashvili et al., 2021; Afina et al., 2021). Darüber hinaus hat IHHT entzündungshemmende Wirkungen gezeigt, mit einer Abnahme des hochempfindlichen C-reaktiven Proteins und des Hitzeschockproteins-70 (Bestavashvili et al., 2021; Afina et al., 2021). Wenn man IHHT als intensives Intervalltraining verwendet kann es auch signifikante Verbesserungen der klinischen Variablen des metabolischen Syndroms bringen, einschließlich einer Verringerung des Nüchternblutzuckers, des systolischen und diastolischen Blutdrucks und des Taillenumfangs (Serrablo-Torrejon et al., 2020). Insgesamt scheint IHHT ein sicheres und gut verträgliches Verfahren für Patienten mit Metabolischem Syndrom zu sein, das potenzielle Vorteile bei der Behandlung verschiedener Komponenten des Syndroms bietet.

 

Gehirn und Nerven

IHHT hat vielversprechende Effekte beim Schutz von Nervenzellen und Nerven und zur Verbesserung der zerebrovaskulären Funktion bei verschiedenen neurologischen Erkrankungen, einschließlich der Alzheimer-Krankheit (AD) und des ischämischen Schlaganfalls, gezeigt. In experimentellen Alzheimer-Modellen wurde festgestellt, dass die IHHT die zerebrale Durchblutung verbessert, vaskuläre Risikofaktoren reduziert und das Gedächtnis verbessert (Manukhina et al., 2016).

 

Alzheimer und Demenz

Jüngste Studien haben gezeigt, dass die IHHT die Beta-Amyloid-Pathologie verbessert, indem sie die Aufräumfähigkeit in der Mikroglia aktiviert, was zu einer verbesserten kognitiven Funktion bei Alzheimer-Patienten führt (Wang et al., 2023). Auch die neuroprotektive Wirkung der IHHT wird durch Mikroglia (Immunzellen im Gehirn) vermittelt, die eine doppelte Rolle bei der Schädigung und dem Schutz von Neuronen spielen (Tantingco et al., 2019). Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die IHHT ein vielversprechender nicht-pharmakologischer Ansatz zur Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen und zur Förderung der neuronalen Gesundheit sein könnte. IHHT ist vielversprechend als Intervention bei Alzheimer (AD) und leichter kognitiver Beeinträchtigung (MCI). Studien haben auch gezeigt, dass IHHT die kognitive Funktion bei Patienten mit MCI verbessern kann (Z. Serebrovska et al., 2019; U. Bayer et al., 2017) und reduzieren zirkulierende Biomarker der Alzheimer-Krankheit, wie die Expression von Amyloid-Beta (Aβ) und die Bildung von extrazellulären Fallen (NETs) für Neutrophile (Z. Serebrovska et al., 2019, 2022).

Es wurde auch gezeigt, dass IHHT bestimmte Entzündungsmarker hochreguliert, was eine zelluläre adaptive Reprogrammierung auslösen und zu therapeutischen Effekten gegen kognitive Dysfunktion führen kann (Z. Serebrovska et al., 2022). IHHT hat auch vasoprotektive Wirkungen gezeigt, einschließlich der Prävention von endothelialer Dysfunktion, der Verringerung der Verdünnung des Gefäßnetzwerks des Gehirns und der Erhaltung von Neuronen in der Hirnrinde (E. Manukhina et al., 2016). Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass IHHT ein vielversprechender Ansatz zur Verbesserung der zerebrovaskulären Funktion und möglicherweise zur Verlangsamung des Fortschreitens der Alzheimer sein könnte.

 

Langlebigkeit

In Tierstudien verdoppelte die IHHT die Lebensdauer über mehrere Langlebigkeitswege, an denen DAF-16/FOXO und Phosphatidylinositol-Signalwege beteiligt waren (Pitt et al., 2022).  Ferner zeigten sich positive Auswirkungen auf altersbezogene Parameter, darunter kognitive und körperliche Funktionen, metabolische Marker und zelluläre Alterung (Tessema et al., 2022).

  

Mitochondrien

Neuere Forschungen haben das Potenzial der Manipulation des Sauerstoffgehalts als therapeutischen Ansatz für mitochondriale Dysfunktion und Muskelschäden untersucht. Es wurde gezeigt, dass IHHT die Lebensdauer der Mitochondrien verlängert (Jain, 2019). IHHT hat eine schützende Wirkungen gegen oxidative Schäden in Leber- und Lungenmitochondrien gezeigt. (Gonchar & Mankovska, 2012). Dieses adaptive Training verbessert die antioxidativen Abwehrmechanismen, einschließlich einer erhöhten Glutathionperoxidase-Aktivität und einer Modulation des Superoxiddismutase-Spiegels. Somit werden die Radikalfänger im Körper optimiert. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die kontrollierte Sauerstoffmanipulation eine vielversprechende therapeutische Strategie für verschiedene Erkrankungen mit mitochondrialer Dysfunktion sein könnte.

 

Training

Darüber hinaus kann IHHT als Höhentraining in Vorbereitung für Aktivitäten in großer Höhe zu dienen . Natürlich kann auch ein Leistungssportler diesen Trainingseffekt nutzen um sich auf Wettkämpfe vorzubereiten.(Grafen, 2021) Bei der Muskelregeneration wurde festgestellt, dass IHHT, insbesondere in Kombination mit leichtem Training, die mitochondriale Biogenese und Dynamik nach exzentrischen trainingsinduzierten Muskelschäden bei trainierten Ratten erhöht (Rizo-Roca et al., 2016).